Über

mich…

Zuerst hatte ich einen Lebenslauf auf die übliche Weise geschrieben: in der dritten Person, mit vielen Daten, distanziert und unpersönlich. Dann erinnerte ich mich daran, dass diese Seite meiner Kunst gewidmet ist – und da Kunst und Künstler untrennbar verbunden sind, erschien es nur logisch, meinen Lebenslauf ehrlich und persönlich zu schreiben...

Ich wurde im Süden Brasiliens geboren und bin dort aufgewachsen.

Dort ist das Klima subtropisch. Die Sommer sind heiß, die Winter eher kühl. Ich wuchs zwischen Gebirge und groß Stadt in einem kleinen Dorf auf, umgeben von Natur.

Wir hatten einen Gemüsegarten, aus dem wir eigenes Gemüse und Gewürze ernteten. Diese frühe Phase meines Lebens war geprägt von engem Kontakt zur Natur, zu Tieren und zur Familie. Sie war auch eine Zeit des Lesens – und Schreibens! Übrigens: Mit zwölf Jahren veröffentlichte ich meinen ersten Roman…

Zu dieser Zeit begann ich auch, meine ersten musikalischen Noten zu spielen. Ich probierte Klavier, Gitarre und Gesang, bis ich schließlich das Cello entdeckte. Oder, wie ich gern sage: Bis das Cello mich gefunden hat.

(aber das ist eine andere Geschichte… :)

Mit 17 zog ich in die Hauptstadt, um an der Universidade Federal do Rio Grande do Sul meinen Bachelor in Musik mit Hauptfach Cello zu absolvieren, unter der Anleitung von Milene Aliverti. Dort spielte ich als Cellosolistin, in Quartetten, Trios, Cello-Ensembles und im Orchester. Ich nahm an zahlreichen Musikfestivals teil und hatte die Möglichkeit, fantastische Masterclasses zu besuchen, unter anderem bei Fabio Presgrave, Antonio Meneses, Márcio Carneiro und Mark Churchill. Ich unterrichtete im Weiterbildungsprogramm der Universität und privat Cello. Außerdem engagierte ich mich in der Organisation von NIME 2019 (New Interfaces for Musical Expression) und des Cellotreffens von Rio Grande do Sul. Eigene Musikprojekte, die ich ins Leben rief, wurden von brasilianischen Förderprogrammen ausgewählt. Zusätzlich war ich Schülerin am Konservatorium der Sinfonieorchester von Porto Alegre, betreut von Rodrigo Alquati.
Die Jahre in Porto Alegre waren Jahre des
intensiven Wachstums.

Der Beginn meines Lebens in der Großstadt war herausfordernd. Einige Monate vor Beginn meines Studiums wurde bei mir eine Sehnenscheidenentzündung diagnostiziert. Darauf folgten vier Jahre der Suche nach Heilung. Ich besuchte zahlreiche Ärzte und durchlief sowohl die konventionelle als auch die alternative Medizin. Mal ging es besser, mal schlechter. Ich bemerkte, dass mein innerer Zustand meine körperlichen Symptome stark beeinflusste – Angst verschlimmerte alles. Ich musste viel über Cello und Haltung lernen, um möglichst entspannt zu spielen, und begann gleichzeitig eine Reise zu körperlicher und mentaler Gesundheit. Glücklicherweise konnte ich große Fortschritte erzielen, und heute bin ich glücklich, meine Musik zu teilen (ein Kribbeln im Bauch bleibt immer – schließlich bin ich ja Mensch!) – aber noch wichtiger: Ich habe keine Schmerzen beim Spielen.
Diese Erfahrung fließt natürlich auch in meinen Unterricht ein. Sie hat meine Sicht auf Musik und auf mich selbst nachhaltig verändert. Ich glaube tief an eine gesunde Methodik, die nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale Seite des Cellospielens berücksichtigt.

2023 zog ich nach Deutschland. Ein neues Kapitel begann – ein Kapitel der Selbstentdeckung, des musikalischen Wachstums und zahlreicher neuer Herausforderungen. Meine Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache begann bereits in meiner Kindheit und war ein großer Vorteil beim Umzug. Trotzdem musste ich viele neue Systeme kennenlernen, aber zum Glück hatte ich wunderbare Menschen an meiner Seite, die mich geduldig unterstützten.


Was das Cello betrifft, setzte ich meine Studien an der Musikhochschule Münster bei Julia Wasmund fort und nahm zusätzlich Unterricht bei Matias de Oliveira Pinto. Ich entwickelte meine Technik weiter und entdeckte neue Perspektiven, die für mich echte Wendepunkte waren. 

Eine besonders wichtige Erkenntnis: Musik zu machen bedeutet, auch außerhalb des Übungsraums zu leben.
Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, das Leben zuzulassen, Erfahrungen zu sammeln und Raum für die vielfältigen Gefühle zu schaffen, die im kreativen Prozess auftauchen. Ich habe auch meine Wahrnehmung vertieft, dass es essenziell ist, Kunst zu konsumieren. Durch die Erfahrungen anderer lernen wir. Das kann zutiefst inspirierend sein – Museen besuchen, Bücher lesen, Podcasts hören, Konzerte besuchen. Menschen aufmerksam zuhören – Freunden, Kollegen, Familie, Fremden auf der Straße. Manche Begegnungen im Leben sind kürzer als andere. Doch die Präsenz entscheidet über die Tiefe ihres Eindrucks.

Und worüber spricht Kunst, wenn nicht über Begegnungen?

Derzeit wohne ich in München und unterrichte auch in Memmingen, an der Sing- und Musikschule. Übe weiterhin (fast) täglich Cello und bereite mich für zukünftige Konzerte vor. Ich könnte noch weitere Details zu meiner Ausbildung und weiteren Gedanken hinzufügen, aber genug für den Moment. Ich hoffe, diese Seite regelmäßig zu aktualisieren, denn:

wer sich der endlosen Reise der Selbstentdeckung verschreibt, weiß:

Entwicklung endet nie.